Historie

Zur Saison 1968/69 hatte Horst Meyer das Training der Aktiven übernommen. Die Erwartungen waren nun höher gesteckt, zumal die Verpflichtung des Bundesligaspielers Walter Gawletta (vormals VfB Lübeck, Hannover 96, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Saarbrücken) in saarländischen Sportkreisen wie eine „Bombe“ einschlug. Im März 1969 lagen Saarwellingen, Saarlouis und der VfB punktgleich an der Tabellenspitze. In einem unglaublich spannendem Restprogramm, das einem „Durbridge-Krimi“ entsprach, hatte die SSV aus der Kreisstadt das bessere Nervenkostüm und wurde Meister. Wie im Vorjahr blieb dem VfB nur die Vizemeisterschaft.

Spielmacher
Willi Cullmann

Einer der herausragenden Spieler jener Zeit war sicherlich Willi Cullmann. Aus der Jugend des SC Pachten hervorgegangen, schloss er sich 1967 dem VfB an. Sein außerordentliches Talent führte ihn zum Stammspieler in der saarländischen Amateur-Auswahl unter dem späteren Bundestrainer Jupp Derwall. Ehrenvolle Berufungen zu Lehrgängen der deutschen Amateur-Nationalmannschaft in Duisburg-Wedau unter Udo Lattek schlossen sich an. Fünfzehn Jahre trug er das schwarz-weiße Trikot und er war auch wesentlich am späteren Aufstieg in die Oberliga-Südwest beteiligt.
Im Juni 1969 konnte Alois Backes, der den Verein über 10 Jahre geführt hatte, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. Mit seinem leidenschaftlichen Bestreben, aus einem konkursreifen und spielerisch wenig qualitativen Club wieder eine lebensfähige Gemeinschaft zu machen hat er sich unendlich große Verdienste um den VfB erworben. Zu seinem Rücktritt konnte er voller stolz die Saarlandmeisterschaft der C-Jugend unter Jugendleiter Werner Bach und Betreuer Leo Nitrug der begeisterten Generalversammlung verkünden.

Alois Backes
Vorsitzender und Ehrenmitglied 1956 – 1969

„Wir wollen den VfB wieder dahin bringen, wo er hingehört“. Unter diesem Motto unternahm ein neugewählter Vorstand im Juni 1968 unter dem Vorsitz von Rechtsanwalt Gregor Conrad und seinem Mitstreiter Harry Ladwein einen weiteren Versuch, dem ältesten Westsaar-Verein neue Geltung zu verschaffen.

Schüler-Saarlandmeister 1968/1969
v.l.n.r.: Betreuer Nietrug, Schülein, Reiter H., Sander, Krause, Simon, Ganzion, Biel Ory
kniend: Liedel V., Lauer W., Eisenmann, Nast, Vidmar

 

Walter Gawletta
Spieler und Meister-Trainer
1968 – 1973

Walter Gawletta löste Horst Meyer als Spielertrainer ab. Der wieselflinke Außenstürmer entfachte fortan eine Fußballbegeisterung, wie sie nur Ende der 20ziger bzw. Anfang der 50ziger Jahre zu verzeichnen war.
Die altehrwürdige Papiermühle erlebte einen „Boom“ sondergleichen. Lokalderbys gegen Fraulautern, Hülzweiler, Merzig oder Ensdorf sahen 4.000 bis 5.000 Zuschauer. Die durchschnittliche Besucherzahl der Spiele steigerte sich in den Folgejahren auf 1.200.

Unter Gawletta marschierte das neuformierte Team mit den Verstärkungen Omlor, Gabriel, Lonsdorfer, Altmaier, Loris, Heinrich, Schmitt und Keeper Fontaine unaufhaltsam der Meisterschaft entgegen. Schon im September 1969 vermeldete die Saarbrücker Zeitung:“ Gegen die Hüttenstädter findet keiner mehr ein Rezept“. Zwei Spieltage vor Saisonende stand der VfB Dillingen als Meister der A-Klasse Westsaar fest.
Die Mannschaft blieb zu Hause ungeschlagen und erzielte 101 Treffer. Wochen später folgte in Eppelborn der Saarlandmeistertitel aller A-Klassen gegen den FC St.Wendel. In zahlreichen Freundschaftsspielen gegen die „Creme“ der überregionalen Fußballszene stellte das Team mit teilweise zweistelligen Ergebnissen ihr Können unter Beweis. Nach einem 0:6-Debakel des amtierenden Saarland-Ligameisters SV Fraulautern schwärmte der Kolumnist der Saar-Zeitung: „Den VfB, den hab ich stürmen sehn, Fraulautern sah ich baden gehen“.
Bei der Meisterschaftsfeier in der Stadthalle war sogar der ehemalige Bundeskanzler Dr. Kurt Georg Kiesinger zugegen, der prompt Mitglied im VfB wurde.


die Gawletta-Elf I – Meister der A-Klasse Westsaar 1970
und Aufsteiger in die II. Amateurliga
v.l.n.r. Betreuer Rau, Spielausschussvorsitzender Bouché, Heinrich, Hussung, Cullmann, Schmitt W., Dörrenbächer, Spath, Loris, Trainer Gawletta, Vorsitzender Conrad,
kniend: Hartmann, Burger, Gabriel R., Fontaine, Bies, Amorosi A., Omlor, Lonsdorfer, Altmaier

Erfreulicherweise konnten wir auch im neuen Umfeld der II. Amateurliga Saar auf den bewährten Stamm der Meisterelf zurückgreifen. Lediglich Rüdiger Paulus von der DJK Dillingen ergänzte das Team, dessen Durchschnittsalter gerade mal 23 Jahre betrug.
Die Saison 1970/71 sollte als das „Auersmacher-Jahr“ in die Geschichte eingehen. Schon zum Start lieferten sich die Schwarz-Weißen als Klassen-Neuling mit der Südsaar-Elf einen erbitterten Zweikampf an der Tabellenspitze. Aufgrund der riesigen Zuschauermassen barst die alte Papiermühle aus allen Nähten. Es gab bei den Heimspielen im gesamten Umfeld schwerwiegende Verkehrsprobleme, die nur noch durch erhöhten Polizeieinsatz zu bewältigen waren. Die Fans forderten vehement neue Zugänge, da sie schon Stunden vorher an den Kassenhäusern in der Schlange standen. Am 8. November 1970 besiegte der VfB Tabellenführer Auersmacher auf dessen Gelände mit 2:1 und wurde Herbstmeister. Die Euphorie in der Hüttenstadt war nicht mehr zu Toppen. Im Rückspiel am 2.5.1971 kam es auf der Papiermühle zum „High-Noon“ beider Konkurrenten. Vor rund 5.000 Zuschauern entschied Auersmacher mit seinem überragenden Spielmacher Dier das Duell und die Meisterschaft, aufgrund der besseren Tagesform, klar mit 4:1 für sich.
Es war sicherlich eine der bittersten Niederlagen der Vereinsgeschichte, die jedoch von den Aktiven im olympischen Geist verkraftet wurde. Unterstützung erhielt man auch von der heimischen Presse, die tags darauf verkündete: „ Kopf hoch, wir Hüttenstädter sind stolz auf Euch“ und mit vollem Ehrgeiz schritt Trainer Gawletta zu neuen Taten. Mit den Neuzugängen Haßenteufel, Spath, Jost, Hahn und Potempa wurde die Elf wesentlich verstärkt.

Mit einem Paukenschlag gegen den Absteiger aus der I. Amateurliga, dem FV Diefflen (4:0) eröffnete der VfB die neuerliche Saison. Nach einem Drittel der Pflichtspiele führten wir wieder souverän die Tabelle an. Einziger Verfolger war die SpVgg Merzig, die mit aller Macht den Aufwärtstrend stoppen wollte. Bis zum 20. Spieltag blieb das Gawletta-Team ungeschlagen. Dann erlitt der Tabellenführer in Gersweiler eine unnötige 0:2-Niederlage und verlor zu Hause das Spitzenspiel gegen Merzig vor 4.000 Zuschauern mit 0:1. Eine Vorentscheidung brachte der vorletzte Spieltag. Merzig kam in Diefflen nicht über ein Remis hinaus und Dillingen siegte 1:0 in Saarlouis. Ein Remis in Köllerbach genügte dem VfB anschließend zum Triumph. Wir waren Meister der II. Amateurliga. Die Saarbrücker Zeitung verkündete das Ereignis mit der Schlagzeile: „Dillingen zurück zu altem Glanz“.

die Gawletta-Elf II – Meister der II. Amateurliga 1972
und Aufsteiger in die Verbandsliga
v.l.n.r. Betreuer Rau, Jost, Amorosi A., Dorrenbächer, Paulus, Haßenteufel, Husung, Candidori, Spath, Spielausschussvorsitzender Bouché
kniend: Masseur Müller, Trainer Gawletta, Gabriel Rudolf, Hahn, Fontaine, Franz, Altmaier, Potempa