Historie

Seit dem Jahre 1908 wurde der Spielbetrieb auf einer Wiese am Hüttenschlafhaus, dem heutigen Bauhof, abgehalten, dort, wo später der Sportplatz Papiermühle entstehen sollte. Auch die heimische Presse zeigte wachsendes Interesse an unserem Club. Im ersten Spielbericht am 22. September 1908 gegen Saarlouis verschwieg man aber schamhaft das Ergebnis und sprach nur von der Tapferkeit der jungen Leute gegen einen älteren und robusteren Gegner. Aber schon am 30. Oktober 1908 vermeldete der Berichterstatter einen vielgerühmten 2:0-Sieg gegen Roden.


Vereinsgründer
Fritz Heidenreich

 

Schon in der zweiten Generalversammlung der Viktoria am 13. Oktober 1908 konnte der Club bereits mehr als vierzig Mitglieder vorweisen, obwohl inzwischen das Gymnasium und der Turnverein „Germania“ ebenfalls eine Fußballabteilung gegründet hatten. Ein Jahr später wurde die Viktoria in FC 06 Dillingen umbenannt. Anlass hierfür war der Zusammenschluss mit dem Gymnasialclub. Aus jener Zeit ist auch ein Spiel in Trier bekannt, wo der Gegner erst wegen der Jugendlichkeit des Dillinger Teams nicht antreten wollte. Nachdem die Trierer auf ihrem Palast-Parade-Platz 1:2 verloren hatten waren sie aber voll des Lobes: „Die Dillinger Biwake spillen jo wie der Deiwel“. Zur Belohnung bekam jeder Spieler im Gasthof „Goldene Traube“ eine Flasche Limonade und ein Schinkenbrot. Die Seele des damaligen Vereinslebens war Fritz Heidenreich, der Gründervater, der auch nach dem 1. Weltkrieg erneut den Vorsitz übernahm.

1909 wechselte der Verein das Spielfeld. In wochenlanger Arbeit wurde das Gelände zwischen der Saarbrücker- und der Primstalbahn mit Hacke und Schaufel in einen Zustand versetzt, der den Ansprüchen in etwa entsprach.
An einen geregelten Spielbetrieb war zu damaliger Zeit noch nicht zu denken. Es wurden lediglich Freundschaftsspiele ausgetragen. Ein am 3. Mai 1910 absolviertes Spiel gegen Metz-Montigny erfreute sich erstmalig des Interesses der Presse und einer größeren Menschenmenge.

Nachdem die Dillinger Hütte im Jahre 1911 das Gelände zur Errichtung eines Schlammweihers benötigte, musste der Club erneut zum Wanderstab greifen. Schließlich gelang es dem Vorsitzenden Heidenreich, nach mühsamen Verhandlungen mit dem Bürgermeister, den Platz an der Heiligenbergstraße (Rosengarten) für zehn Jahre zu pachten. Am 17. September 1911 erstritt sich der FC bei einem Sportfest in Merzig den ersten Pokal seiner Vereinsgeschichte. Die Aufwärtsentwicklung schritt fort, die sich auch in der Zugkraft gesellschaftlicher Ereignisse wiedergab. Besonders die vom Verein veranstalteten Maskenbälle zur Karnevalszeit erfreuten sich in der Bevölkerung großer Beliebtheit. Der erste Weltkrieg unterbrach jäh das Vereinsleben. Viele Spieler und Mitglieder ließen auf den Schlachtfeldern ihr Leben.

Nach Kriegsende sammelte Vorsitzender Heidenreich die verbliebenen Spieler und Mitglieder und begann unverzüglich mit dem Wiederaufbau. In der Versammlung vom 9.3.1919 wurde der Club in „Verein für Bewegungsspiele“ umbenannt. Er erfuhr nun sehr schnell einen steten Zuwachs. Da in dieser Zeit immer mehr Fußballvereine gegründet wurden, konnte im gleichen Jahr eine Pflichtspiel-Runde eingeführt werden. Das erste Spiel am 28.9.1919 in Fraulautern konnte der neue VfB bereits mit 5:2 für sich verbuchen. An Pfingsten 1920 gastierte mit dem deutschen Altmeister FV Karlsruhe (heute Karlsruhe SC) erstmals ein international angesehener Verein im Rosengarten. Der VfB spielte in der Aufstellung: Labouvie, Maurer, Göbel, Grandmontagne, Sachse, Einsele, Speicher, Meißner, Bretz, Rinkenbach und Clemens.


Pfingsten 1920
gegen den FV Karlsruhe im Rosengarten

In der Saison 1920/21 gelang dem Verein die erste offizielle Meisterschaft, in dem man sich gegen Clubs wie Konz, Hansa Trier, Ehrang, Wittlich und Fraulautern souverän durchsetzten konnte. Beim Osterturnier 1921 gelang in einem mitreißenden Match ein 2:1-Sieg gegen Red Stars Zürich und eine Remis gegen Phönix Ludwigshafen. Die Akteure müssen damals Lungen wie Pferde gehabt haben, trug die Mannschaft doch des öfteren Spiele gegen zwei Gegner an einem Tag aus.

Meistermannschaft 1921
v.l.n.r. Einsele, Speicher, Bedersdorfer, Sachse, Göbel Willi, Krüger, Maurer, Meißer, Kammer, Göbel Walter

In den folgenden Jahren forcierte der VfB seinen Nachwuchs. 1923 wurde der Sportlehrer Voß als Trainer verpflichtet. Am 2. Juni 1923 gastierte die Neunkircher Borussia im Rosengarten. Es war ein Werbespiel für den Fußball im wahrsten Sinne des Wortes, wo 2500 Zuschauer eine 1:0-Halbzeitführung der Schwarz-Weißen, am Ende aber noch sechs Gegentreffer sahen.

Erste Jugendmannschaft 1922

Im Frühjahr 1924 registrierten wir ein stolzes Ereignis, die Einweihung unseres neuen Sportplatzes an der Papiermühle. Die alte Rosengarten-Anlage diente vor allem dem TV Germania als Übungsstätte, so dass es immer wieder zu Misshelligkeiten und Überschneidungen von Veranstaltungen kam. Dem Wunsch nach einer eigenen Spielstätte kam die Dillinger Hütte entgegen. Mit einem Pachtvertrag wurde dem Verein das Gelände zwischen der heutigen Brückenstrasse und der Prims zugewiesen, dort wo 1757 der französische Baron Francois Tailfumur eine Mühle für Papierproduktion erstellte und die 1811 durch die belgische Familie Piette zu einer großen Papierfabrik ausgebaut wurde.
Einziges, aber größtes Problem war die Finanzierung des Projektes. Durch die Ausgabe von wertbeständigen verzinslichen Anteilscheinen und der Beteilung der Gemeinde gelang es, dem Vorhaben ein finanzielles Fundament zu geben. Durch die großzügige Hilfe der beteiligten Firmen und vor allem der Dillinger Hütte, die das Material zur Aufschüttung und die Herstellung der Drainage kostenlos zur Verfügung stellte, konnte die Spielfläche im Frühjahr 1924 fertig gestellt werden.
Am 17. und 18. Mai 1924 wurde der Sportplatz Papiermühle mit einem zünftigen Kommers eingeweiht. Der agile Vorsitzende Mang konnte Ehrengäste wie die Mannschaften von Idar-Oberstein, Neunkirchen und der spätere deutsche Meister Fürth willkommen heißen.

Zwei Jahre später wurde der Verein auf seiner neuen Anlage nicht ganz unerwartet Meister der A-Klasse, verbunden mit dem Aufstieg in die Kreisliga. Notwendig hierfür waren Entscheidungsspiele gegen Geislautern, Völklingen und Schaffhausen. Die Entscheidung fiel am 5.9.1926 vor 1.600 Zuschauern, als man Schaffhausen mit 4:1 bezwang. Zur Meisterelf gehörten: Haubrich, Grandmontagne K, Mohr, Blug, Grandmontagne P., Dittgen, Frohn, Hagendorf, Ornau, Franz und Dietz.

Zum allgemeinen Verständnis darf man diese Kreisliga nicht mit den heutigen Gegebenheiten vergleichen. Das Saargebiet war damals in eine West- und eine Ostzone aufgeteilt. Die Westzone, in der auch der VfB agierte, erstreckte sich bis weit in die Eifelregion, also heute vergleichbar mit einer zweigeteilten Oberliga-Südwest.

Nur mit Mühe und Not konnte man im neuen Umfeld die Klasse erhalten. Eine vernichtende 10:0-Niederlage gegen Trier 05 war unrühmlicher Saisonhöhepunkt. Berücksichtigen muss man jedoch, dass die Mannschaft sehr jung war. Einem Zeitungsbericht zufolge zeigte die Elf „ein schnelles, exaktes Spiel in Verbindung mit einem gepflegten Flachpass“, andererseits fehlte es an der nötigen Härte um gegen die robusten Gegner aufkommen zu können. Die Früchte der vortrefflichen Nachwuchsarbeit konnten jedoch schon bald eingebracht werden. 1929 gelang die erste Meisterschaft in der Kreisliga, obwohl man den Verlust des Spielführers Paul Nitruk, der auf der Dillinger Hütte tödlich verunglückte, hinnehmen musste. Stärkster Widersacher in der Saison war wieder einmal Eintracht Trier, gegen die wir aber mit einem Punkt Vorsprung durchs Ziel gingen. Mit über 1.500 Anhänger wurde die Meisterschaft im Saal „Zur Flotte“ gebührend gefeiert.

Danach verpflichtete der Verein den ungarischen Nationalspieler Peter Szabo als hauptamtlichen Trainer. In den Aufstiegsspielen zur Bezirksliga, damals die höchste Fußballklasse des Südwestdeutschen Fußballverbandes, scheiterten die Schwarz-Weißen jedoch am VfB Zweibrücken, VfR Kaiserslautern und dem FC Idar-Oberstein.
Aber schon im folgenden Spieljahr 1929/30 startete die Szabo-Elf zu neuen Taten.
Die Verbandsrunde stand unter keinem guten Stern, denn zum Start verstarb der 1. Vorsitzende August Hector, der den VfB entscheidend geprägt hatte.
Doch die Begeisterung kannte keine Grenzen. Sonntag für Sonntag steigerte sich die Schar der Anhänger. Die damalige Mannschaft bestach durch eine frappierende Beständigkeit und einem beachtlichen Spielniveau. Mit nur einer Niederlage und dem Ergebnis von 38:6 Punkten und 73:17 Toren wurde der VfB erneut Meister.
Die häufigste Aufstellung der Meisterelf lautete: Haubrich, Mohr, Grandmontagne K., Windgassen, Nitruk A., Burger A., Nietrug L., Ornau, Schmitt A., Wirtz und Blug.
Die Aufstiegsspiele paarten uns mit Kreuznach, St.Ingbert, Gersweiler und Phönix Kaiserslautern (dem heutigen FCK), die am Schluss Dillingen und Kaiserslautern punktgleich sahen. Das am 3. August 1930 auf dem Pirmasenser „Horeb“ ausgetragene Entscheidungsspiel vor 4.000 Zuschauern war eines der aufregendsten
der Vereinsgeschichte. Dem 1:0 durch Nietrug folgte der Ausgleich von Kaiserslautern. Wieder war es Nietrug, der einen Konter zum 2:1 und damit zum Siegtreffer abschloss. Tausende von Menschen hatten sich vor dem Dillinger Bahnhof eingefunden, als ihre Helden dem Zug entstiegen. Unter lautstarkem Jubel wurden die Spieler von ihren Anhängern auf den Schultern durch die Stadt getragen.

die legendäre Czabo-Elf
Meistermannschaft Kreisliga West und Aufsteiger in die Bezirksliga Südwest 1930

(höchste deutsche Fußballklasse)
v.l.n.r. Vorsitzender Levy, Blug, Ornau, Windgassen, Schmitt, Wirth, Haubrich, Burger, Mohr, Hector, Grandmontagne, Nietrug, Trainer Czabo, Betreuer Dittgen

In der Festzeitschrift zum 50jährigen Bestehen wurde dieses Ereignis als die stolzeste Stunde des Vereins bezeichnet. Dillingen war im gesamten Reichsgebiet der einzige Ort mit damals noch amtlicher Dorfbezeichnung, das einen Fußballverein in die höchste Spielklasse entsandte. Der Erfolg war umso höher zu bewerten, als er mit Spielern errungen wurde, die fast ausnahmslos aus der eigenen Jugend stammten.
Voller Enthusiasmus sprach die Presse landesweit vom „Dillinger Wunderteam“, das ein Niveau erreicht hatte, das unmittelbar an die deutsche Spitzenklasse anschloss und sich von der Masse der übrigen Vereine weit abhob.

Nach dem Titelgewinn trug der VfB sage und schreibe 47 Freundschaftsspiele aus. Die Bilanz von 314:98 Toren spricht für sich. International renommierte Vereine wie Rot-Weiß Frankfurt mit Nationaltorwart Kreß und der österreichische Bundesmeister SC Graz gaben sich auf der Papiermühle ein Stelldichein. Nicht zu vergessen das legendäre Spiel gegen Stade Francais Paris, das den VfB vor mehr als 4.000 Zuschauern mit 5:3 als Sieger sah.

Erwähnenswert erscheint, dass wir damals auch über eine Herren- und Damenhandballmannschaft, eine Faustball- und Leichtathletikabteilung verfügten, die allesamt sehr erfolgreich agierten.

Voller Zuversicht startete die Elf im Frühjahr 1930 in die Bezirksligarunde. Im Oberhaus des deutschen Fußballs wehte aber ein rauerer Wind. Die Liga bestand nur aus acht Vereinen und nach einigen unglücklich verlorenen Spielen fand man sich auf dem letzten Tabellenplatz wieder. Da für das nächste Spieljahr die Liga auf zehn Vereine erhöht wurde, mussten wir zum Abschluss ein Qualifikationsspiel gegen den Sieger der Aufstiegsrunde FC Kaiserslautern austragen. Das Spiel im Neunkircher Ellenfeld am 28.6.1931 ging 1:2 verloren. Der Verein fand sich in der altvertrauten Umgebung der Kreisliga wieder. Der Abstieg wurde damit begründet, dass viele Spieler des Meisterteams aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr zu Verfügung standen und dadurch das Niveau nicht erhalten werden konnte.

Nach dem Abstieg drohte dem VfB der Untergang. Aufgrund der weiten Reisen, der Beschäftigung eines hauptamtlichen Trainers und zurückgehender Einnahmen hatte sich der Verein enorm verschuldet. Zudem drückte immer noch ein Darlehn aus dem Neubau der Papiermühle. Die Vorsitzenden wechselten jährlich. Die Konkursgefahr konnte letztlich durch einen außergerichtlichen Vergleich mit den Gläubigern abgewandt werden.