Historie

Nach der Saison 1931/32 wurden im Gebiet des südwestdeutschen Fußballverbandes ständig neue Gruppeneinteilungen vorgenommen, die zu erheblichen Klagen und Protesten führten. Die neuformierte Mannschaft spielte infolge hin und wieder eine gute Rolle, ohne jedoch an frühere Erfolge anknüpfen zu können.
Am 18. März 1935 übernahm Lorenz Schall das Amt des Vorsitzenden. Er stand dem Club anderthalb Jahrzehnte treu zur Seite und leitete eine Wiederbelebung der Vereinsarbeit ein. Der rührige Vorstand konnte die Mitgliederzahl wieder auf 250 erhöhen. Die Sportfreunde Dillingen schlossen sich dem VfB an und es wurde eine Hockey- und Tischtennisabteilung gegründet.
Die A-Jugend des VfB wurde ungeschlagen Saarland-Meister in der Besetzung:
Proietti, Groß, Metzger, Jäckle, Reimsbacher, Hecktor, Martini, Bastian, Quinten, Franz und Augustin.

Die 1. Mannschaft schaffte in der Spielrunde 1936/37 die Meisterschaft und stieg nach erbitterten Kämpfen gegen Merchweiler, Sulzbach und Theley und Völklingen wieder in die Bezirksklasse auf. Im Meisterteam spielten: Nagel, Klein, Ornau, Hassel, Servet, Wagner, Heiß, Mittermüller, Kellersch, Nietruk und Dietz

Hier waren die Kontrahenten Burbach, Saar 05, Dudweiler, St.Ingbert, Püttlingen, Güdingen, Roden, Schaffhausen, Sulzbach und der Nachbar Diefflen. Da im Verlaufe der Runde aber etliche Spieler zur Wehrmacht eingezogen wurden schloss die Elf nur mit einem Mittelfeldplatz ab. Erwähnung darf aber ein Freundschaftsspiel am 12.6.1938 gegen den 1. FC Kaiserslautern finden. Dillingen zeigte eine prächtige Vorstellung auf der Papiermühle und unterlag nur knapp mit 1:2. Zur Aufstellung der Pfälzer gehörte auch der erst 17-jährige Fritz Walter, der 1954 mit der Nationalelf den Weltmeistertitel in der Schweiz erringen sollte.

Meistermannschaft Kreisliga 1937

Es wurde jedoch immer schwieriger, elf Spieler auf den Platz zustellen. Die Mannschaft wurde kontinuierlich jünger. Es musste sogar auf Sechzehnjährige oder auf Angehörige der in der Nähe stationierten Wehrmachtseinheiten zurückgegriffen werden. Dunkle Wolken waren über Europa gezogen, der 2. Weltkrieg begann und ein geordneter Spielbetrieb war nicht mehr möglich. Der letzte Tabellenstand wurde am 25.3.1942 in den Analen vermerkt. Die Hüttenstädter lagen damals hinter Bous auf dem zweiten Platz der Kreisliga.
Der Chronist beschreibt damals die Kriegsjahre: Im Hagel der Vernichtungswaffen waren die Werte wie das Edle, Gute und Schöne dem Moloch Krieg rettungslos ausgeliefert. In einem Inferno raste die alte Welt ins Verderben. Auch der VfB Dillingen wurde hart getroffen. Der Tod hatte in den Reihen der Mitglieder und vor allem der Spieler grausige Ernte gehalten. 1945 standen wir vor der unfassbaren Tatsache, dass 38 Spieler gefallen waren. Der Verein verlor 25 % seines Mitgliederbestandes. Zudem war unser Sportplatz Papiermühle, der im Bereich heftiger Kämpfe lag, völlig zerstört.
Der junge Zeitgenosse von heute kann sich nicht vorstellen, dass schon im Sommer 1945 die verbliebenen Mitglieder den Neuaufbau in einer unsäglichen Trümmerwüste wagten, obwohl die an zahlreichen Wunden blutende Stadt von Not, Elend und Hungersnöten gepeinigt war. Obwohl es an Schuhen, Sportgarnituren und Bällen mangelte, absolvierte der VfB am 15. September 1945 sein drittes Freundschaftsspiel gegen Siersburg, das mit 7:5 gewonnen wurde. Sogar die Aufstellung dieser Elf ist bekannt, die wie folgt lautete:
Schmitt, Rau, Selzer, Ory, Brojetti, Röder, Müller M., Einsele, Augustin, Steffen und Grandmontagne.
Ende 1946 wurde Herrn Dittgen durch den Verwaltungsrat zum neuen Vorsitzenden bestimmt. Unter seiner Ägide wurden die Kassenräume neu erbaut und die „Erfrischungshalle“ (Vorgänger unseres heutigen Clubheims) wiederhergestellt. Die Abteilung Schach brachte dem Verein durch beachtliche Leistungen viel Achtung ein.
Ein halbes Jahr später, am 3.2.1946 erfolgte die Neugründung des Vereins unter dem Namen „Verein für Ballspiele“, den er auch heute noch inne hat. Das Omnisportgesetz zwang eine Reihe bisher selbständiger Vereine, sich dem VfB anzuschließen. Am 17.2.1946 wurde die Verbandssaison in der Kreisklasse mit dem Spiel gegen den FV 07 Diefflen (2:2) eröffnet. Nur ein Jahr später feierten die Schwarz-Weißen ihre erste Nachkriegsmeisterschaft. Das schwerste Spiel der Rückrunde fand in Hüttersdorf statt, das der VfB vor 2.000 Zuschauern für sich entschied. Mit 32:4 Punkten und 65:19 Toren wurde die Elf Primus der Klasse. Zur Aufstellung gehörten: Schmitt, Burger A., Röder, Einsele, Quinten, Reimsbacher, Mittermüller, Augustin, Ory, Schmitt H. und Steffen.
In der Saison 1947/48 kehrte der schussgewaltige Stürmer Sepp Schulz aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Zudem erhielt die Elf weiteren Zuwachs mit den spielstarken Gebrüdern Heinz und Gerhard Hartmann. Schon bald stellten sich spielerische Höhepunkte ein. Nach einem Startsieg auf dem gefürchteten „Hoferkopf“ in Bildstock sah man sich nach weiteren Erfolgen mit Friedrichsthal und Sulzbach punktgleich an der Tabellenspitze.
Alle Hoffnungen auf ein gutes Abschneiden wurden jedoch in einem „Skandalspiel“ in Riegelsberg zerstört. Ursache hierfür war ein Protest eines VfB-Spielers gegen den Linienrichter, wodurch der Schiedsrichter einfach das Spiel abbrach. Unser Verein wurde am grünen Tisch mit einer Spielsperre für die Dauer der restlichen Vorrunde belegt und konnte nicht mehr ins Meisterschaftsgeschehen eingreifen. Einziger Trost blieb ein Freundschaftsspiel am 6. Juni 1949 gegen Rapid Wien, das die Gäste mit 3:0 für sich entschieden.

In der Generalversammlung vom 12. März 1949 wurde Dr. Guido Hector, ein Sohn des früheren Vorsitzenden ins gleiche Amt gewählt. Unter seiner Führung wurde auf der Papiermühle eine Umkleidekabine mit einer Wohnung für den Platzwart gebaut. Zudem erhielt der Platz erstmals eine Umzäumung. Aus dieser Zeit registrieren wir auch das erstmalige Erscheinen einer Stadionzeitung, die den Namen „VfB-Nachrichten“ trug.

In diesem Zusammenhang verdient auch unser ehemaliger Sportkamerad Andreas Krüger Erwähnung. Der einstige Aktive (Torwart) und Vorsitzende setzte sich als Unternehmer und Verleger (Krüger-Druck) mit Leidenschaft und Herzblut für die Belange der Schwarz-Weißen ein. So konnte unter seiner Vorstandschaft auf der Papiermühle eine Flutlichtanlage installiert werden. Für die damalige Zeit war das eine Sensation, die vor allem den Trainingsbetrieb in der Winterzeit enorm begünstigte.

Andreas Krüger Erste Ausgabe der
Stadionzeitung des Vereins

Im Spieljahr 1949/50 entging der VfB nur knapp dem Abstieg. „Goalgetter“ Schulz fiel nach schwerer Verletzung in einem Spiel gegen Metz über Monate aus. Ihm folgten die Leistungsträger Baus und Reimsbacher. Trotzdem konnte man die akute Gefahr eines Klassenverlustes abwenden.

Doch nach Regen folgte an der Papiermühle Sonnenschein. Schall übernahm wieder die Funktion eines Präsidenten und mit dem Zugang der Gebrüder Günter und Horst Lauer schälte sich nach langen Experimenten eine neue, kampf- und spielstarke Truppe heraus.
Schon bald entwickelte sich ein Kopf an Kopf Rennen mit dem SV Fraulautern, das an Dramatik kaum noch zu überbieten war. Mittlerweile hatte der berühmte Trainer Ossi Müller (Erfinder des Schweizer Riegels, vormals Austria Wien), die Schwarz-Weißen übernommen. Mit zwei Punkten Rückstand musste das letzte Spiel beim Tabellenführer die Entscheidung bringen. Die Begegnung am 3. Mai 1951 löste zwischen den beiden Orten eine regelrechte Völkerwanderung aus. Vor 6.500 Zuschauer besiegte unsere Elf den Kontrahenten auf dem „Großen Sand“ mit 6:2. 36:8 Punkte und vor allem die 110 erzielten Treffer, was damals ein Schnitt von sage und schreibe fünf Toren pro Spiel bedeutete, sprachen für das unwiderstehliche und spielerische Können dieser Crew.
Durch die Punktgleichheit musste ein Entscheidungsspiel her, das am 24. Mai 1951 auf dem Saarlouiser „Choisy“ ausgetragen wurde. Mehr als 10.0000 Zuschauer (noch heute Rekord im saarländischen Amateurfußball) verfolgten die Begegnung, die in einem 0:4-Desaster für den favorisierten VfB endete. Die auf dem Röderberg versammelte Musikkapelle musste ihre Instrumente einpacken und zog samt Anhang traurig und enttäuscht zurück in die Hüttenstadt.

Doch das Leben ging weiter. In den folgenden Wochen stellte das Team seine ausgezeichnete Form mehrfach unter Beweis. Eine Kombination VfB/Fraulautern unterlag auf der Papiermühle ehrenvoll mit 2:5 gegen den kroatischen Meister Dynamo Zagreb. Der pfälzische Landesmeister Eintracht Bad Kreuznach wurde mit 6:1 vom Platz gefegt.

Durch eine Kinderlähmungsepidemie verzögerte sich der Start in der Bezirksliga West erheblich, der VfB zeigte in den Vorbereitensspielen schwache Leistungen und Mutlosigkeit machte sich breit. Doch nach sieben Spieltagen hatten wir mit 14:0 Punkten und 33:4 Toren die Tabellenspitze erklommen. Größter Konkurrent war der FC Ensdorf, der sich aber am drittletzten Spieltag einen Ausrutscher in Losheim erlaubte. Diese Chance ließen sich die Hüttenstädter nicht entgehen. Nach fünfjährigem Aufenthalt in der Bezirksliga West wurde der Aufstieg in die Landesliga (höchste saarländische Klasse) kräftig gefeiert.

Ab Sommer 1952 fungierte Herr Henry Hoche von der Dillinger Hütte als Präsident und Karl Höger, ein ehemaliger Waldhöfer Nationalspieler, wurde als neuer Trainer verpflichtet. Doch zu Beginn der Runde kam die Mannschaft nicht recht in Tritt und zierte schließlich das Tabellenende. Dem ersten Heimsieg gegen Brebach (2:0) folgte am 12. Oktober 1952 ein sensationeller Sieg gegen den Tabellenführer St.Ingbert. In einem wohl einmaligen Siegeszug eilte der VfB fortan von Erfolg zu Erfolg. Im letzten Treffen mussten wir just beim SV Fraulautern antreten. Das bittere Geschick des Vorjahres sollte sich jedoch nicht wiederholen. Dillingen gewann durch Tore von Schulz (2), Lauer, Bersin und Hartmann mit 5:3. Man war Meister aller saarländischen Amateure. Im Dillinger Nachkriegsfußball gilt dieser Erfolg noch heute als ein einzigartiger Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Zu den Meisterschaftsfeiern gaben sich renommierte Vereine wie Waldhof-Mannheim und Eintracht Trier auf der Papiermühle die Ehre.
Der Jubel war noch nicht verklungen und direkt ging es in die Aufstiegsrunde zur 2. Südwestliga. Gegner waren hier Dudweiler, Friesenheim, Oppau und der VfL Trier. Am 28. Juni 1953 kam es vor 5.000 Zuschauern auf der Papiermühle zum entscheidenden Spiel gegen Dudweiler. Der ASC verließ als verdienter 3:1-Sieger den Platz. Durch die großen Belastungen im Titelrennen fehlte der Höger-Truppe letztlich Kraft und Nerven um die Aufstiegsspiele erfolgreich abzuschließen.

die legendäre Höger-Elf
Meistermannschaft 1953 – Landesliga Saar
v.l.n.r. Trainer Höger, Bersin, Ewen, Heckmann, Ory, Schmitt, Hartmann Gerhard, Lauer Günter, Schulz
kniend: Hartmann Heinz, Hanser, Lauer Horst